Sie halten Heft 41 der „schreibkraft“ in Händen. Dieses Heft ist zugleich die erste Ausgabe in der Geschichte der „schreibkraft“, die ausschließlich literarische Texte beinhaltet, denn diese Ausgabe ist ganz dem Literaturwettbewerb „wir sind lesenswert“ gewidmet.
Seit 2020 existiert dieser Wettbewerb, der es sich zum Ziel gesetzt hat, ein Format zu entwickeln, das tatsächlich Texte in den Vordergrund stellt und sich nicht von Bekanntheitsgrad der Autor:innen, Anzahl der Veröffentlichungen oder Professionalisierungsgrad leiten lässt. Ein niederschwelliger Zugang sollte geschaffen werden – und natürlich gute Texte. Lassen Sie uns kurz zurückblicken:
Im April 2020 haben wir, Lisa Höllebauer und Tamara Markel „wir sind lesenswert“ gegründet. An guten Texten hat es glücklicherweise seit Beginn an nicht gefehlt. An sozialen Erfahrungen dafür umso mehr. Die Lockdowns, die schon fast traditionell kurz vor den geplanten Abschlussveranstaltungen ausgerufen wurden, stellten eine Herausforderung dar. Erst 2022 konnte das vierte Finale endlich live vor Ort im Literaturhaus Graz veranstaltet werden. Dort merkten wir, wie sich Literatur als soziale Praxis anfühlt – und wie wichtig diese soziale Praxis ist. Unser Herzensprojekt „wir sind lesenswert“ begleitet aber nicht nur uns beide durch die Jahre, auch unsere Autor:innen bleiben eng mit uns verbunden, und so freuen wir uns, wenn wir ihre Namen in anderen Literaturmagazinen finden und machen gemeinsam mit ihnen Luftsprünge, wenn erste Bücher veröffentlicht werden.
In diesem Sonderband der schreibkraft, der anlässlich der Preisverleihung zur fünften Ausgabe von „wir sind lesenswert“ erscheint, haben wir sämtliche Finaltexte der letzten Jahre noch einmal zusammengetragen und vereint. Sie können also den Zyklus der letzten Jahre nachvollziehen. Besonders schon ist es zu sehen, wie in diesem Zusammenschnitt ein Wettbewerb in den nächsten greift und sich die Autor:innen durch ihre Vorgänger:innen inspirieren lassen. So legten wir etwa nur das erste Wettbewerbsthema „OFFEN“ fest, die weiteren Themen gaben mit Nadia Rungger, Olja Alvir, Avy Gdańsk und Sigune Schnabel die Gewinner:innen des Vorjahres als Teil ihres Preises vor. Manche wählten eine Zeile aus ihren Texten als Thema, andere wiederum entschieden sich für eine völlig andere Herangehensweise. Sie können gespannt darauf sein, wie unterschiedlich die Autor:innen auf die vorgegebenen Themen reagiert und sie auf ihre ganz individuelle Art umgesetzt haben. Es macht uns besonders froh, dass wir jedes Mal aus einer Vielzahl von Einsendungen die vier Finaltexte auswählen dürfen und dass so viele Menschen uns ihre Texte anvertrauen. Noch froher sind wir allerdings darüber, dass wir die schwere Entscheidung, welcher Text nun der „beste“ ist, nicht selbst übernehmen müssen, sondern diese einer Jury bestehend aus Christian Neuhuber, Professor für neuere deutschsprachige Literatur, einem:einer Autor:in (bis jetzt Jacqueline Scheiber, Sirka Elspas, Martin Peichl, Mario Schlembach und Thea Mengeler) und dem:der Gewinner:in aus dem vorangegangen Wettbewerb überlassen. Diese Vorgehensweise hat sich in den letzten Jahren bewahrt und soll auch in Zukunft so fortgeführt werden. Apropos Zukunft: Dieses Vorwort soll sich nicht nur mit den letzten Jahren beschäftigen, sondern auch Wünsche für die kommenden Jahre beinhalten. Wir wünschen uns nämlich noch viele spannende Themen und interessante Texte.
Weiterführende Informationen zum Wettbewerb finden Sie hier