Warum es unterm Joch der Klimakorrektheit wenig zu lachen gibt.
Man macht sich unbeliebt, wenn man – und das fällt schwer! – der Freundin, die mehrmals im Jahr Urlaub macht, vorhält, ihre Fliegerei sei nicht gesund für den Planeten. Man macht sich unbeliebt, wenn man ausdrücklich kein Fleisch verzehrt in einer Runde, die totes Tier für das tägliche Brot hält: „Nein, ich bin weder vegan noch vegetarisch, aber ich finde, man muss nicht jeden Tag Fleisch essen.“ Man macht sich unbeliebt bei sich selbst, wenn man die köstliche, weit gereiste Avocado in den Salat scheibelt und dabei vom schlechten Gewissen zehrt. Während uns der letzte heiße Sommer noch in den Knochen steckt, bereitet uns das immer noch die größten Sorgen: ob wir uns unbeliebt machen. Wie wir, unsere Kinder und Enkelkinder den Klimawandel überleben oder mit dessen Folgen klarkommen – Millionen Geflüchteter, Wassermangel, Artensterben, Gesundheitsschäden, Weltuntergang etc. – erscheint zweitrangig.
Offenbar ist der Drang, die Banalharmonie nicht zu gefährden, größer als das Bedürfnis, den Planeten zu retten. Und die Rebellen*1 gegen das Aussterben von extinction rebellion verursachen mit ein paar Sitzblockaden im Großstadtstau mehr Unbehagen im Medienwald als zig Verkehrstote, Feinstaubkranke oder Helikopter-Eltern, die ihre Kinder wegen des gefährlichen Verkehrs im gefährlichen Autopanzer zur Schule fahren. Die Heizung um zwei, drei Grad herunterzuschalten und einen Wollpulli anzuziehen ist offenbar noch schwieriger umzusetzen als die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C. Komfort über alles? Was ist mit uns Menschheit los?
mehr im Heft