Alles komisch, oder wie?
Neulich war ich bei einer Männerrunde eingeladen. Ich freute mich auf meine Kollegen, die ich länger nicht gesehen hatte. Ein bisschen gewundert habe ich mich aber schon, dass ich als einzige Frau im Verteiler stand. Vielleicht war es ja ein Versehen. Oder vielleicht ging es auch nur um die Quotenregelung. Ich mag alle meine Kolleginnen und Kollegen von der Arbeit sehr. Immer, wenn wir eine Teamsitzung haben, schaue ich mir alle an und denke mir: „Wir sind wirklich komisch.“ Aber komisch im positiven Sinn. Ich mag komische Leute. Wir sind Künstler, Doktoren (der Philosophie wohlgemerkt) und Bauingenieure und arbeiten sozusagen für ein „Trinkgeld“. Wir sind keine Managertypen, die nur ans Geld denken, und das finde ich angenehm. Man könnte uns jedoch auch als dumm bezeichnen, weil wir das machen. Die Leute Deutsch lehren, damit sie hier ein besseres Leben haben. Apropos komisch fällt mir ein, dass ich einmal in New York zu einer Vernissage gegangen bin, wo ein Kollege von mir Arbeiten ausstellte, im Leslie-Lohman Museum of Gay and Lesbian Art. Als ich das Museum betrat, fühlte ich mich wirklich wie eine Außerirdische, so normal und konservativ. Alle waren verrückt angezogen und extrem extrovertiert. Ich mit meinem existentialistischen, schwarzen Rollkragenpulli konnte da nicht mithalten. Als
mich Oliana fragte, wie die Party war, sagte ich: „I was the only normal person there.“ Worauf sie nur trocken antwortete: „That’s what all the crazy people say.“ Oliana kenne ich seit meinem ersten Aufenthalt in New York und sie ist immer sehr streng mit mir.
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