An diesem Morgen betritt Karl Salz wie immer sein Amt. Es ist menschenleer. Keine Kollegen, kein Kaffeeduft, lange, leblose Flure. Schon auf den Straßen schien es, als wären alle Leute im Urlaub. Der Bus fuhr mit Karl als einzigem Passagier. Und wie von Geisterhand gesteuert. Karl Salz saß auf der hintersten Bank. Mutter- und vaterseelenallein. Auch hier im Amt ist niemand, dem man einen guten Morgen wünschen könnte. Alle ausgeflogen. Aber er hat ja ohnehin ein Einzelbüro. Da hockt er meist ohne Gesellschaft und macht lupenreine Aktenarbeit. Die Akten liegen noch von gestern. Karl arbeitet sie weg. Zum Mittag macht er sich in der Teeküche warm, was er sich zum Warmmachen für die Teeküche mitgebracht hat. Nach der Pause die letzten Akten. Das Telefon bleibt den ganzen Tag stumm wie ein Fisch. Den Nachhauseweg nimmt er zu Fuß. Die Stadt liegt verlassen und still. Ausgestorben. Als fände ein großes Ereignis statt, das alle Menschen gleichermaßen interessiert und in die Wohnzimmer befiehlt. Karl Salz sind große Ereignisse, die alle Menschen interessieren, egal. Zum Abendessen öffnet er sich eine Dose. Dosen gibt es ja noch in rauen Mengen in Supermärkten und sie halten sich noch eine Ewigkeit. Ewigkeit. Karl atmet durch, tief und ganz auf das Einatmen konzentriert. In seiner Brust brennt ein kurzes Wohlgefühl auf, gebrochen von einem winzigen Schuss Beklommenheit. Im Fernsehen aber laufen nur schwarzweiße Filme aus den vierziger und fünfziger Jahren.