„Immer dort wo Du bist bin ich nie.“ Eleganter als in diesen Zeilen, die Sven Regener für seine Band Element of Crime in anderem Kontext getextet hat, könnte man die Corona-Abstandsmaßnahmen nun wahrlich nicht mehr zusammenfassen.
Aber sei es da draußen wie es sei und nähern wir uns dem Inhalt dieses Heftes – wieder eine Doppelnummer und die gewichtigste Ausgabe, die wir je publiziert haben – an, wie wir es auch schon mal gewohnt waren, damals, als wir vielen unserer Mitmenschen mit einer „zärtlichen Gleichgültigkeit“ – dieses schöne Wortpaar hat Wilhelm Genazino in seinem Roman „Die Kassiererinnen“ verwendet – begegnet sind, einer Qualität, die vielen von uns mittlerweile abgeht: offen und mit Neugierde, bereit, Dinge aufzunehmen, die außerhalb unseres Erfahrungskosmos liegen, und die wir trotzdem spannend finden.
Diese Doppelnummer spürt dem kollektiven Verdacht nach, aus der Welt gefallen zu sein und schöpft dabei aus dem Vollen: der Gegenwart unerwarteter Welterfahrung. Sie nimmt natürlich Bezug auf Corona, vertieft sich in Astrologie und Aufklärung (Bernhard Horwatitsch und Dominik Riedo), sie analysiert das Fremdeln mit der Welt und ihren Verlust, zumindest aber den der Körperbehaarung, schickt touristische Erlebniskonsumenten in die Wüste, seziert das Homeschooling, den Rückzug aufs Land und die Reise durch ebendieses, das die Künstlerin Julia Gaisbauer bilderstark anhand der Strecke von Wien nach Graz reinszeniert. Unsere Rezensent:innen kümmern sich um Bücher, die viel zu oft viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und zahlreiche literarische Texte lassen uns an die Wirksamkeit des Wortes glauben.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe, gönnen Sie sich einen kleinen freiwilligen Rückzug aus dieser Welt.